Internationale Lkw stehen auf einem Autobahn-Rastplatz. (Foto: IMAGO / Panama Pictures)

Lieferkettengesetz sorgt für mehr Aufwand in Saar-Unternehmen

Jennifer Heck   01.06.2023 | 19:56 Uhr

Menschenrechte, Klima und Umwelt sollen besser geschützt werden: Das EU-Parlament hat einem Entwurf für ein europäisches Lieferkettengesetz zugestimmt. Saarländische Unternehmen stehen schon jetzt vor großen bürokratischen Herausforderungen.

Es ist ein Schritt hin zu gerechteren globalen Lieferketten: Die Mehrheit der Abgeordneten in Brüssel hat dem Richtlinienentwurf zum EU-Lieferkettengesetz zugestimmt. 

Dieses verpflichtet Unternehmen zur Achtung von Menschenrechten und Umwelt, indem es vorgibt, wie mit Lieferanten zu verfahren ist. So sollen etwa Kinderarbeit und Ausbeutung verhindert werden.

Unternehmen können durch das Gesetz entlang ihrer Lieferketten verantwortlich gemacht werden - mit hohen Bußgeldern. Rat, Parlament und Kommission der EU erarbeiten nun die endgültige Fassung der Vorschriften.

Gesetz geht weiter als geplant

Die Regeln sind dabei strenger angedacht als bisher geplant. Demnach soll das Gesetz alle Unternehmen mit Sitz in der EU und mehr als 250 Angestellten sowie mehr als 40 Millionen Euro Jahresumsatz betreffen.

In Deutschland ist bereits seit 1. Januar 2023 ein Lieferkettengesetz in Kraft. Dieses soll bisher nur große Unternehmen ab 3000 Mitarbeitern betreffen, ab dem kommenden Jahr auch Betriebe mit mindestens 1000 Beschäftigten.

Saarländische Unternehmen vor großen Herausforderungen

Es hat aber bereits jetzt Auswirkungen auf kleine Unternehmen, wie eine aktuelle Umfrage unter saarländischen Unternehmen aus der Metall- und Elektroindustrie zeigt.

Demnach seien drei von vier Unternehmen mit bis zu 249 Beschäftigten betroffen und müssten als Zulieferer durch die geschäftliche Beziehung zu größeren Unternehmen ihren Pflichten zur Dokumentation nachkommen.

An der Umfrage, die Gesamtmetall deutschlandweit erhoben hat, haben im Saarland 45 Unternehmen mit 20.700 Beschäftigten teilgenommen.

Hoher zeitlicher und finanzieller Aufwand

„Die Politik hat die Unternehmen mit diesem Gesetz nicht nur maßlos überfordert, sie lässt sie auch weitgehend allein“, sagt Martin Schlechter, Hauptgeschäftsführer des Verbands der Metall- und Elektroindustrie (ME Saar).

Der bürokratische Aufwand in den Betrieben sei erheblich gestiegen. Vier von fünf Unternehmen geben zudem an, dass sie die Beziehungen zu ihren Lieferanten und Kunden anpassen müssen.

Unternehmer zeigten sich verunsichert

15 Prozent hätten sich bereits wegen der neuen Vorschriften aus einzelnen Ländern und Handelsregionen zurückgezogen.

Das Gesetz sei noch neu und Unternehmen wären aktuell vor allem verunsichert, sagte Joachim Wollschläger, Kommunikationsreferent bei ME Saar, auf Nachfrage des SR.

Je nach Entfernung sei es kaum möglich, die Bedingungen vor Ort zu kontrollieren. Im Zweifel zögen Unternehmen sich lieber aus einem Markt zurück.


Mehr zum Thema


Weitere Themen im Saarland

Mehr Geld und mehr Urlaub
Polizisten erhalten Zulage bei Missbrauchsermittlungen
Saarländische Polizeibeamte, die etwa bei Kinderpornografie-Ermittlungen psychisch besonders stark belastet sind, sollen künftig mehr Geld bekommen. Außerdem will das Innenministerium auch mehr Urlaub gewähren. Die Gewerkschaft der Polizei lobt das Vorhaben.

Protest gegen Kriminalisierung
Rund 300 Teilnehmer bei Demo der "Letzten Generation" in Saarbrücken
Unter dem Motto "Klimaschutz ist kein Verbrechen" haben am Donnerstagnachmittag mehrere Hundert Mitglieder der sogenannten "Letzten Generation" in Saarbrücken demonstriert. Sie protestierten dabei gegen die Kriminalisierung ihrer Vereinigung.

Risikofaktor Mensch
Waldbrandgefahr trotz nassem Frühling - kann das sein?
Im Saarland ist endlich das warme Sommerwetter angekommen. Doch schon gibt es die ersten Warnungen vor erhöhter Waldbrandgefahr. Wie kann das sein, wo es doch im Frühjahr so viel Regen gab? Wir haben nachgefragt.

Artikel mit anderen teilen


Push-Nachrichten von SR.de
Benachrichtungen können jederzeit in den Browser Einstellungen deaktiviert werden.

Datenschutz Nein Ja