Eine Pflegefachkraft reinigt die Handgriffe im Seniorenheim  (Foto: picture alliance/dpa | Sina Schuldt)

Fachkräftemangel nimmt zu: Immer mehr Berufe verzeichnen Engpässe

  02.06.2023 | 14:41 Uhr

Die Zahl der Berufe, in denen es an Fachkräften fehlt, hat im vergangenen Jahr deutlich zugenommen. Jeder sechste Beruf bundesweit gilt bereits als Engpass-Beruf. Auch im Saarland sind Fachkräfte in vielen Bereichen knapp.

Der Fachkräftemangel in Deutschland hat sich im vergangenen Jahr weiter zugespitzt. Nach der Fachkräfteengpassanalyse der Bundesagentur für Arbeit gab es im vergangenen Jahr 200 sogenannte Engpass-Berufe. Im Jahr zuvor waren es noch 148 und damit rund ein Viertel weniger gewesen.

Neu hinzu gekommen sind demnach Berufe im Hotel- oder Gastronomieservice, im Metallbau und Busfahrer. Besonders betroffen sind zudem auch Pflegeberufe, Berufe im medizinischen Bereich, Bau- und Handwerksberufe, die IT, Berufskraftfahrer aber auch Erzieher.

Kaum regionale Unterschiede

Regional gibt es weitgehend in denselben Berufen Engpässe wie im Bund. Dabei gilt, je höher der Wert des Indikators ausfällt, desto eher handelt es sich um einen Engpass-Beruf.

In der Pflege liegt der für das Saarland und Rheinland-Pfalz gemeinsam errechnete Indikator etwa bei 2,8 – und damit genauso hoch wie im Bund. Nur in Baden-Württemberg, Bayern und Hessen ist die Situation mit einem Indikatorwert von 3,0 noch angespannter.

Auch im Bereich der Mechatronik und Automatisierungstechnik fehlt es an Fachkräften. Bundesweit besonders betroffen sind dabei das Saarland und Rheinland-Pfalz sowie Nordrhein-Westfalen mit einem Indikator von 2,5. Der Bundesschnitt liegt aber nur knapp darunter mit 2,3.

Ein weiteres Problem: Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit passen Stellenangebot und Bewerbernachfrage derzeit nicht zusammen. So würden arbeitslose Fachkräfte selten eine Beschäftigung in einem Engpass-Beruf suchen. Das sei nur bei 26 Prozent der Fall.

1200 Berufe untersucht

Die Bundesagentur für Arbeit hat für die Fachkräfteengpassanalyse 1200 Berufsfelder untersucht und mit insgesamt 14 Indikatoren bewertet. Besonders entscheidend sind dabei die sechs Engpassindikatoren, zu denen unter anderem die Besetzungsdauer gemeldeter Stellen oder auch die berufsspezifische Arbeitslosenquote gehören. Deutet die Mehrheit dieser Indikatoren auf einen Engpass hin, wird er als Engpass-Beruf bezeichnet.

In der Gesamtbewertung ergeben sich dabei Werte bis zu einem Indikator von 3,0. Ab 2,0 gilt ein Beruf als Engpass-Beruf. Zwischen 2,0 und 1,5 als Beruf im Beobachtungsbereich. Das heißt dieser Beruf könnte sich künftig zu einem Engpass-Beruf entwickeln. Unter 1,5 Punkten gilt ein Beruf nicht als Engpassberuf.

Mehr zum Thema

Zwei Beispiele von vielen
Saarländische Kfz-Werkstätten in Personalnot
In vielen Autowerkstätten im Saarland sind Vorlauf und Reparaturzeiten derzeit deutlich länger als gewöhnlich. Denn auch hier mangelt es an Fachpersonal. SR-Reporterin Kerstin Gallmeyer hat zwei Kfz-Werkstätten in Dudweiler und Blieskastel besucht.

Pflege im Saarland
Lösungen für die angespannte Pflegesituation gesucht
Die Menschen in Deutschland werden immer älter. Gleichzeitig fehlt es an entsprechenden Fachkräften. Auf dem 3. Pflegetag in Saarbrücken haben Mediziner, Pflegebeauftragte und Gesundheitsfachleute diskutiert und Lösungen gesucht.

Altersdiversität am Arbeitsmarkt
Sind Arbeitnehmer im Rentenalter die Lösung für den Fachkräftemangel?
Mit der Baby-Boomer-Generation werden mehr Beschäftigte in Rente gehen, als jüngere Fachkräfte nachrücken. Kann es also eine Lösung sein, die ältere Generation länger am Arbeitsmarkt zu halten? Verbände sehen dies als ein wichtiges Puzzlestück, um den Fachkräftemangel zu bewältigen.


Weitere Themen im Saarland

Bäderbetriebsgesellschaft verweist auf Mehrkosten
St. Ingberter Schwimmvereine fürchten wegen Preissteigerung um Existenz
Ab dem 1. September sollen die Preise für das Schwimmbad "das blau" in St. Ingbert massiv steigen. Schwimmvereine schätzen, dass auf sie dann das Zehnfache ihrer bisherigen Kosten zukommt und sehen ihre Existenz in Gefahr. Aus Sicht der Bäderbetriebsgesellschaft sind die Preiserhöhungen aufgrund deutlich höherer Betriebskosten aber zwingend nötig.

Statistisches Bundesamt
Saarland bei Tarifbindung auf Platz 2
Bei der Tarifbindung belegt das Saarland mit 53 Prozent einen Spitzenplatz. Nur in Bremen arbeiten mehr Menschen in einem tarifgebundenen Betrieb. Allerdings ist die Tarifbindung in Deutschland seit Jahren rückläufig.

Dramatische Situation
Aus Protest: Saar-Apotheken machten dicht
Um auf die dramatische Situation der Apotheken aufmerksam zu machen, hat die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände am Mittwoch zu einer Protestaktion aufgerufen. Die meisten Apotheken blieben geschlossen, auch im Saarland.

Artikel mit anderen teilen


Push-Nachrichten von SR.de
Benachrichtungen können jederzeit in den Browser Einstellungen deaktiviert werden.

Datenschutz Nein Ja