Es sind solche Momente für die Jürgen Meyer seit vielen Jahren lange Arbeitstage in Kauf nimmt: Der Leiter des Wildtierzentrums wildert einen Igel aus. Das Tier war im November untergewichtig nach Saarburg gebracht worden. Dank guter Pflege kann er jetzt mit satten 1,3 Kilogramm Gewicht in die Freiheit entlassen werden.
Mehr als 1.800 verletzte Wildtiere von der Amsel bis zur Spitzmaus hat Jürgen Meyer alleine im vergangen Jahr aufgenommen. Etwa 70 Prozent haben er und sein Team aus Ehrenamtlichen gesund gepflegt, erzählt der Leiter der Station stolz: "Ein Tier wieder gesund in die Freiheit zu entlasten, das ist für mich der schönste Lohn für meine Arbeit."
Mensch zerstört immer mehr Lebensräume von Wildtieren
Jürgen Meyer kümmert sich seit Jahrzehnten um verletzte Wildtiere. Er hat beobachtet, wie sich die Landschaft, auch in der Region Trier, zu Lasten der Wildtiere verändert hat.
Leitfaden So sollten Sie mit Wildtieren umgehen
Geschichten über wilde Tiere in der Stadt kennt man: Von Füchsen im Garten bis hin zu Spatzen, die ins Haus fliegen. Es gibt aber auch Schadensfälle. So verhalten Sie sich richtig.
Biotope verschwinden, Streuobstwiesen müssen für Neubaugebiete weichen. Zu viele der verbleibenden Tiere flögen gegen die Fensterscheiben oder würden von freilaufenden Hauskatzen drangsaliert, schildert Jürgen Meyer. 90 Prozent aller verletzen Patienten im Wildtierzentrum Saarburg seien Opfer menschlichen Einflusses auf die Landschaft.
Rund 120.000 Euro benötigt das Wilddtierzentrum Saarburg im Jahr. Ein Großteil des Budgets kommt durch Mitgliedsbeiträge und Spenden zusammen. Allerdings sinke die Spendenbereitschaft kontinuierlich.
Die Kommunen hielten sich in Sachen Finanzierung sehr zurück, so die Beobachtung des Vereins. Mehr Wertschätzung für die Arbeit der Station sei wünschenswert. "Im Gegensatz zu Haustieren haben Wildtiere in unserer Gesellschaft kein Lobby", bedauert Jürgen Meyer.
Wildtierzentrum stellt sich für die Zukunft auf
Ab dem Frühjahr wird eine Tierärztin als zweite Festangestellte für das Wildtierzentrum Saarburg arbeiten. Seit zwei Jahren gibt es auch ein Behandlungszimmer und eine Quarantänestation auf dem Gelände.
Jürgen Meyer verspricht sich eine deutliche Entlastung seiner Arbeit. Sein Arbeitstag beginnt, wenn die Sonne aufgeht mit der Fütterung der Tiere und endet meistens nicht vor 21 Uhr. Ab dem kommenden Jahr sollen auch die Tiere, die bislang in seinem Privathaus in Wiltingen gepflegt wurden, nach Saarburg ziehen. Dann soll es einen Zwei-Schicht-Betrieb von sieben bis 21 Uhr geben.
Auf den 60-Jährigen wartet die zweite Auswilderung des Tages: Diesmal eine Kröte, die vor vier Wochen von einem Auto angefahren wurde. Jürgen Meyer setzt das Tier in einem nahen Teich aus und macht noch ein Foto für die Retter. Auf die Frage, wie lange er noch im Wildtierzentrum arbeiten will, kommt eine schnelle Antwort: "Ich werde weitermachen, so lange es irgendwie geht!"