Wildes Mittelrheintal von oben mit Blick auf die Loreley (Foto: SWR)

Rheinromantik und Mythos am Mittelrhein

Vor 200 Jahren: Heinrich Heine veröffentlicht Loreley-Gedicht

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Pia Nicoley
Foto von Multimediareporterin Pia Nicoley aus dem SWR-Studio Koblenz (Foto: SWR)

Der Loreley-Felsen am Mittelrhein ist eine Touristenattraktion und weltberühmt. Auch, weil seit 200 Jahren ein Gedicht von Heinrich Heine den Mythos Loreley beflügelt.

Die Loreley. Das ist einer der Orte in Deutschland, der weltweit bekannt ist: Dort am Mittelrhein fließt der Fluss vorbei an Weinbergen, Fachwerkhäusern, Schlössern und Burgen. Der Abschnitt zwischen Mainz und Köln vermittelt Besucherinnen und Besuchern bis heute das unverwechselbare Gefühl der Rheinromantik. Deswegen kommen jedes Jahr zehntausende Touristen aus aller Welt ins UNESCO Welterbe Oberes Mittelrheintal und hoch aufs Loreley-Plateau.

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Was ist der berühmte Loreley-Felsen?

Nüchtern betrachtet ist die Loreley nur ein steiler 132 Meter hoher Schieferfelsen in der Nähe von St. Goarshausen. Auf der anderen Rheinseite liegt die Schwesterstadt St. Goar, sie bietet einen guten Blick auf den Felsen und sein Plateau.

Ich weiß nicht, was soll es bedeuten, dass ich so traurig bin.

Wegen einer gefährlichen Engstelle im Fluss war die Loreley besonders früher für die Schifffahrt eine große Herausforderung. Auf Höhe des Felsens gab es - und gibt es bis heute - immer wieder Unfälle. Das ist wohl ein entscheidender Grund, warum sich in früheren Zeiten Geschichten um den markanten Felsen am Mittelrhein rankten. Doch in keiner einzigen ist bis zu Heinrich Heine von einer Jungfrau und ihrem Tod bringenden Gesang die Rede.

St. Goarshausen/St. Goar

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Wer ist die sagenhafte Loreley?

Die Geschichten über den Loreley-Felsen haben immer wieder die Fantasie von Malern und Schriftstellern beflügelt, auch die von Heinrich Heine, einem der berühmtesten deutschen Dichter. Von ihm stammt das Gedicht "die Loreley", das bis heute als eines der bekanntesten deutschen Werke gilt.

In Heines Gedicht geht es um eine wunderschöne junge Frau, die oben auf dem Loreley-Felsen sitzt und ihr blondes Haar kämmt. Mit ihrem verlockenden Gesang betört sie die Rheinschiffer auf den vorbeifahrenden Schiffen und treibt sie so in den Tod.

Schon vorher wurden Gedichte über die Figur geschrieben, etwa von Clemens Brentano. Allerdings verbreitete erst das Gedicht Heines das Bild von ihr, das wir heute kennen. Dieses Gedicht verbreitete sich unter den Zeitgenossen Heines wie ein Lauffeuer und zementierte den Mythos der Loreley. Seitdem zieht die Loreley die Touristen in Scharen an.

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Seit Frühjahr 2023 erinnert eine neue Statue auf dem Loreley-Plateau an diese sagenhafte Sirene. Am Mittelrhein wird zudem regelmäßig eine Loreley gewählt, die das Tal weltweit repräsentiert. Momentan hat Katharina Blanckart das Ehrenamt der Loreley inne.

Warum ist das Loreley-Lied von Heinrich Heine so bekannt?

Heinrich Heine veröffentlichte sein Gedicht vor genau 200 Jahren - am 26. März 1824. Es beginnt mit den Worten: "Ich weiß nicht, was soll es bedeuten, dass ich so traurig bin." Dieses Gedicht hat schon im 19. Jahrhundert viele Menschen fasziniert. Verschiedene Musikerinnen und Musiker haben es vertont, unter anderem auch die Komponisten Franz Liszt und Clara Schumann.

Insgesamt gibt es zwölf verschiedene Vertonungen des Loreley-Liedes. Die populärste Liedfassung stammt von Friedrich Silcher aus dem Jahr 1838. Auch heute noch singen viele Chöre seine Version des Loreley-Liedes - und zwar nicht nur in Deutschland, sondern auf der ganzen Welt. In Japan etwa kennen viele Menschen den Text des Liedes und können ihn sogar mitsingen.

Besucherinnen und Besucher des Campingplatzes am Rheinkilometer 555, direkt gegenüber der Loreley, können im wahrsten Sinne des Wortes ein Lied davon singen: Sehr oft spielen die Ausflugsschiffe beim Vorbeifahren am Loreley-Felsen das berühmte Lied laut über die Bordlautsprecher.

Woher kommt der romantische Blick auf den Rhein?

Dieser Begriff entstand um die Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert. Er bezeichnet eine schwärmerisch-romantische Sichtweise von Landschaft und Kultur, besonders des Mittelrheintals zwischen Mainz und Köln. Geprägt wurde die sogenannte Rheinromantik vor allem von Dichterinnen und Dichtern sowie Malerinnen und Malern, die damals von der noch weitgehend unberührten und wilden Schönheit des Tals und ihres mittelalterlichen Erbes begeistert waren. Die Rheinromantik spielt bis heute im Tourismus eine wichtige Rolle.

Wie wird der 200. Geburtstag des Loreley-Liedes gefeiert?

Am 26. März 2024 wurde in der Rheinfelshalle in St. Goar die Veröffentlichung des Gedichts von Heinrich Heine vor 200 Jahren groß gefeiert. Musikerinnen und Musiker, Chöre und Sängerinnen und Sänger führten 15 verschiedene Vertonungen des Liedes auf. Auch der Bürgermeister von St. Goar, Falko Hönisch (SPD), der selbst ausgebildeter Opernsänger ist, sang bei dem Jubiläum ein Duett mit einer Sopranistin.

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Hönisch hatte auch die Idee zu der Geburtstagsfeier für das Gedicht, weil es "für den Mittelrhein so bedeutend ist", sagt der Bürgermeister. Deshalb hat er auch bei einem Verlag in Magdeburg angeregt, einen neuen Notenband mit zehn Vertonungen des Heine-Gedichts aufzulegen, die zum Teil erstmals veröffentlicht werden. Bei der Jubiläumsfeier wird der Liedband des Walhall-Verlags vorgestellt.

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