Märkisch-Oderland - Geplanter Energiepark in Hohensaaten wird kleiner – Windkraft-Frage bleibt offen

Do 01.06.23 | 16:23 Uhr
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Symbolbild: Luftaufnahme eines Waldes in Brandenburg (Quelle: IMAGO/McPHOTO)
Audio: Antenne Brandenburg | 01.06.2023 | Philipp Gerstner | Bild: IMAGO/McPHOTO

Seit einem Jahr führt ein geplanter Solarpark in einem Wald bei Bad Freienwalde zu Streit. Nun soll das Projekt kleiner werden, so der Investor. Anfang Juni wird entschieden, ob Windkraftanlagen dazu gebaut werden – fast alle Akteure sind dagegen.

Der umstrittener Solarpark in einem Wald in Hohensaaten bei Bad Freienwalde (Märkisch-Oderland) soll nun kleiner als geplant werden. Statt 250 sollen nun 200 Hektar belegt werden. Der Investor Jürgen Lindhorst bestätigte diesen Kompromiss in einer Bürgerversammlung am Mittwochabend in Bad Freienwalde.

Ursprünglich war geplant, insgesamt 370 Hektar Wald für den Solarpark und ein Gewerbegebiet zu roden. Naturschützer kritisieren die Pläne.

An der Bürgerversammlung nahmen Bürgermeister Ralf Lehmann (CDU), Landrat Gernot Schmidt (SPD) und Investor Lindhorst teil. Gestritten wurde vor allem um die Möglichkeit, neben Solar- auch Windkraftanlagen zu bauen. Diese und weitere Möglichkeiten hatte ein vom Investor beauftragtes Planungsbüro vorgeschlagen.

Lindhorst sagte, er sei bereit, auf Windkraftanlagen zu verzichten. Naturschützer und Anwohner hatten ihre Bedenken dazu geäußert. Bisher war nur von einem kleineren Energiepark ausgegangen, falls zusätzlich zu den Photovoltaik- auch Windkraftanlagen gebaut werden. In diesem Fall könne man für dieselbe Leistung weniger Fläche verwenden. Entstünde am Ende ein reiner Solarpark auf nur 200 Hektar, dann müsste man mit weniger Leistung rechnen.

"Hier sollte der Wald bleiben"

Der Naturschutzbund (Nabu) hat sich gegen den Bau von Windkraftanlagen im Areal ausgesprochen und Kritik an der Rodung von Waldfläche geäußert. Das Gelände sei jahrzehntelang eingezäunt gewesen, dort hätten sich einige Tierarten wie der Schwarzstorch ungestört entwickeln können. "Es sind wirklich Realitäten, die auf dem Gelände hier vorkommen", sagte Björn Ellner vom Nabu dem rbb. Dieselbe Kritik gelte aber auch für die geplanten Photovoltaikanlagen. "Hier sollte der Wald bleiben."

Eine ganz andere Meinung äußerte Landrat Gernot Schmidt. Er sei dafür, den Wald als Vorrangsgebiet für Windenergie vorzuschlagen. "Mein Ziel ist im Regionalplan Wind Vorrangsgebiete in der Planungsregion auszuweisen und keinen ungehinderten Wildwuchs der Windenergie umzusetzen", sagte Schmidt dem rbb.

Landrat Schmidt will sich nicht einmischen

Seitdem die Pläne für den Solarpark und das Gewerbegebiet bekannt sind, streiten sich Investor und Naturschützer über den Wert des Waldes. Auf der Fläche wurde im zweiten Weltkrieg Sprengstoff hergestellt, der Investor beschrieb im vergangenen Jahr die Flächen als "belastet".

Landrat Schmidt sagt, bei dem Gelände handele es sich um eine sogenannte Konversionsfläche und keine zu schützende Waldfläche. Deshalb dürfe man Solar- und Windkraftanlagen dort bauen. Doch er werde sich nicht einmischen, wenn die Stadt Bad Freienwalde sich gegen die Windkraft entscheide.

Hunderttausende Euro Steuereinnahmen für die Stadt

Die Stadtverordnetenversammlung in Bad Freienwalde soll am 8. Juni über den Flächennutzungsplan für das Areal abstimmen. Erst dann wird klar, ob im Wald Windkraftanlagen gebaut werden können. Bürgermeister Lehmann rechnet nach eigener Aussage damit, dass der Investor erst im September mit seinem Vorschlag für einen Bebauungsplan fertig sein wird.

Da die Lindhorst-Gruppe künftig die Gewinne nach eigenen Angaben in Bad Freienwalde versteuern will, bedeutet der Solarpark für die Stadt Einnahmen von 450.000 bis 500.000 Euro pro Jahr, dazu käme noch die Gewerbesteuer. Dafür müsste die Lindhorst-Gruppe zuerst das Unternehmen, das der Energiepark betreiben soll, gründen

Sendung: Antenne Brandenburg, 01.06.2023, 9:30 Uhr

Mit Material von Philipp Gerstner

10 Kommentare

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  1. 10.

    Wenn sich der Landrat nicht einmischen möchte, so frage ich mich nun warum er dann seine Meinung auf einer Bürgerversammlung verkündet. Und wie in letzter Zeit üblich locken die Investoren mit finanziellen Vorteilen (Steuern) für die Kommunen. Nur woher kommt das Geld, etwa vom Stromkunden?
    Und Wald für einen Solarpark zu roden ist nun wirklich total daneben.

  2. 9.

    Nun ist aber selbst eine Trockenwiese weitaus ökologischer als z.B. Dachflächen und ob ein "Outsourcing" von Landwirtschaft wirklich sinnvoll ist, darf schon aufgrund entstehender größerer Transportwege bezweifelt werden.
    Nachlesen können sie dazu hier etwas:
    https://www.umweltbundesamt.de/daten/land-forstwirtschaft/gruenlandumbruch
    https://www.bfn.de/monitoring-von-landwirtschaftsflaechen-mit-hohem-naturwert

  3. 8.

    Lesen sie es sich mal kurz durch. Beides lässt sich gut miteinander kombinieren:
    https://www.ise.fraunhofer.de/de/leitthemen/integrierte-photovoltaik/agri-photovoltaik-agri-pv.html
    Die zukünftige Landwirtschaft wird sich eher in Richtung intelligente Volumen- (Etagennutzung) als in die einfache Flächennutzung entwickeln und autarke geschlossene Kreisläufe bilden. Die Wald- und Wiesenflächen, die für die gesamte landwirtschaftliche Nutzung geopfert werden müssen (Bedarf steigend) ist jetzt schon viel zu hoch.
    Die TU-Berlin betreibt dazu bereits sehr viel Forschung und Studien. Auch da lässt sich Photovoltaik sehr gut integrieren.
    Kurz um, man kann alles machen nur nicht intakte Biomasse gegen regenerative Energieernte eintauschen, nach dem Motto, was ich mit den Händen aufbaue, reiße ich mit dem Arsch wieder ein. Wer sowas macht, will nur schnelles Geld machen. Mit Umwelt hat das Alles nichts zu tun.

  4. 7.

    „Ackerflächen hingegen sind ökologisch keineswegs völlig wertlos und sollten daher geschont werden.“

    Welchen bedeutenden ökologischen Wert sollen die denn Ihrer Meinung nach haben?

    Da Brandenburg ohnehin schon zu den trockensten Regionen Deutschlands zählt und die Sommer tendenziell auch zunehmend heißer und trockener werden – wodurch Grundwasser zum Bewässern ebenfalls in immer begrenzterer Menge zur Verfügung steht bzw. stehen wird – wäre es wohl gar keine allzu unclevere Idee, die Brandenburger Anbauflächen zugunsten der Stromerzeugung zu verringern – und die landwirtschaftliche Produktion von Nahrungsmitteln eher in etwas weniger trockene Regionen zu verlagern.

  5. 6.

    Ich verstehe das auch nicht.
    Es gibt doch so viele Flächen ohne Wald in Brandenburg z.B. ehemaliger Tagebau, und Agri-Photovoltaik sehe ich auch als wesentlich sinnvoller an.

  6. 5.

    Sie haben überwiegend Recht. Photovoltaik gehört dahin, wo der Boden ohnehin versiegelt oder zerstört ist, vorrangig also in Städte, Gewerbegebiete und Deponien. Ackerflächen hingegen sind ökologisch keineswegs völlig wertlos und sollten daher geschont werden.

  7. 4.

    Der Verlierer sind wir alle, weil wir eine funktionierende CO2-Senke (CO2-Reduktion) gegen eine CO2-freie Energieernte eingetauscht haben.
    Das heißt wir ernten netto keine CO2-freie Energie. Das ist das Eine.
    Und zusätzlich vernichten wir wertvolle Fauna also ingesamt Biomasse, weil sowas unter dem politischen Radar läuft, haben das nur wenige auf dem Schirm.

  8. 3.

    Ein Wald speichert CO2, die Rodung erzeugt CO2 und dann soll CO2 freie Energie erzeugt werden. Ist das der Ausgleich? Da kein CO2 erzeugt wird, muss auch nichts (in der Natur) gespeichert werden.
    Warum werden vorhandene Flächen einer Bebauung nicht genutzt? Da ist in großem Stil nichts entstanden. Nur einige (viele) Häuslebauer investieren.
    Gegen diesen Irrsinn könnte sich die LG an die Bäume kleben. Ist wenigstens schattig.

  9. 2.

    Tja, der Landkreis will das belastete Gebiet loswerden, Folgekosten sparen und wittert Einnahmen. Da kommt so ein Umweltliquidator doch gerade recht. Belastetes Land ist billig, Einnahmen winken und die Beräumung wird den zu erstellenden Baulichkeiten angepasst. Baumhäuser sind auf dieser "Konversionsfläche" (das Wort an sich ist in dem Zusammenhang schon pervers) wohl eher nicht zu erwarten. Klassische Win-Win(-Lose)-Situation. Der Looser ist die "Botanik" - wiedermal.

  10. 1.

    Also bestehende CO2-Senken vernichten um zusätzliche Energie regenerativ zu ernten?
    Ist ja wirklich ein toller Plan. Das sind wieder die Auswüchse des grünen Kapitalismus.
    Wieso baut man nicht bereits bestehende Ackerflächen aus; Agri-Photovoltaik-Anlagen? Oder pflastert man damit nicht Oberflächlichen von bereits bestehenden Bebauungen oder andere tote Flächen zu??
    Wald (und Ökosystem) gegen Solarparks ist einfach nur krank.

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