Erstes Treffen "Flucht"-Task-Force - Tegel soll als Ankunftszentrum länger in Betrieb bleiben

Di 30.05.23 | 15:54 Uhr
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Geflüchtetenunterkunft am ehemaligen Flughafen Tegel. Bild: rbb
Video: rbb|24 | 30.05.2023 | Material: rbb24 Abendschau | Bild: rbb

Der Berliner Senat will das Ukraine-Ankunftszentrum in Tegel deutlich länger nutzen als bisher geplant. Nach dem ersten Treffen der neuen Senats-Task Force "Flucht und Asyl" erklärte die Berliner Integrationssenatorin Cansel Kiziltepe (SPD), das Ukraine-Ankunftszentrum im früheren Terminal C und die Leichtbauhallen davor würden voraussichtlich "weit über 2023 hinaus" benötigt.

Bisher war offiziell beschlossen, bis mindestens Ende September zu nutzen, eine Verlängerungsoption wurde vereinbart. In Tegel gibt es derzeit Platz für 4.500 Flüchtlinge, aktuell sind 2.800 Plätze belegt. Nach Berechnungen des Landesamts für Flüchtlingsangelegenheiten (LAF) wird das Zentrum im August voll sein.

Mit Blick auf minderjährige Geflüchtete betonte Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU), es werde zeitnah nicht für alle Flüchtlingskinder reguläre Schulplätze geben. Deshalb brauche es zum Beispiel schnell echte Lernangebote im Ukraine-Ankunftszentrum in Tegel. Dort leben aktuell etwa 1.600 Kinder, die nicht beschult werden.

Unterbringungsplätze reichen laut Landesamt nicht aus

Der Senat rechnet eigenen Angaben zufolge damit, dass in diesem Jahr bis zu 12.000 zusätzliche Flüchtlinge und Asylbewerber in Berlin untergebracht werden müssen. Bisher gibt es allerdings nur für einen kleinen Teil davon gesicherte Plätze.

Das Landesamt für Flüchtlingsangelegenheiten (LAF) spricht aktuell von etwa 3.200 Unterbringungsplätzen, die bis Jahresende fertig werden. "Das reicht nicht", warnt LAF-Sprecher Sascha Langenbach und prognostiziert: "Es wird im zweiten Halbjahr 2023 enorm hart für uns alle, passende Gebäude zu finden." Langenbach zeigte sich aber zuversichtlich, dass dies zu schaffen sei.

Der Regierende Bürgermeister Wegner und Integrationssenatorin Kiziltepe kündigten an, die Aufgaben bei der Unterbringung und Integration der Geflüchteten gerechter zu verteilen. Unter anderem soll das Landesamt für Flüchtlingsangelegenheiten, das der Integrationsverwaltung zugeordnet ist, entlastet werden. Denn bisher übernimmt das LAF auch Aufgaben, die eigentlich in der Verantwortung anderer Ressorts liegen, etwa wenn es um Gesundheitsversorgung und pädagogische Angebote geht.

Bezirke sollen stärker mitreden dürfen

Schnell geklärt werden muss auch, wie es im Landesamt personell weitergeht. Die kommissarische Präsidentin Carina Harms verlässt die Behörde Ende Juni, wer ihr nachfolgt, ist noch unklar. Da Harms aktuell auch zwei der drei Abteilungen leitet, droht dem LAF in Zeiten großer Herausforderungen ein Führungsvakuum. Senatorin Kiziltepe konnte keinen Zeitplan für eine mögliche Nachbesetzung nennen.

Um das Ziel zu erreichen, die neu ankommenden Geflüchteten möglichst gleichmäßig auf die Stadt zu verteilen, will der Senat die Kommunikation mit den Bezirken verbessern. Die beiden Task-Force-Vorsitzenden Wegner und Kiziltepe versprachen, die Standortwahl für neue Flüchtlingsunterkünfte solle kein reines "Top Down"-Verfahren sein. Die Bezirke sollten mitreden und Vorschläge des Senats ablehnen können, wenn sie stattdessen geeignete Alternativen vorschlagen. Senatorin Kiziltepe stellte auch finanzielle Anreize für die Bezirke in Aussicht, Details dazu wurden noch nicht genannt. Klar ist aber, dass das Thema "Flüchtlingsunterbringung und -Integration" in Zukunft ständiger Besprechungspunkt im Rat der Bürgermeister sein soll.

An die Bundesregierung richtete der Regierende Bürgermeister Wegner die Forderung, die Kommunen stärker finanziell zu unterstützen. Außerdem setzt er darauf, dass der Bund weitere Immobilien zur Verfügung stellt, die für die Flüchtlingsunterbringung genutzt werden können. Die nächste Sitzung der Senats-Task Force ist für etwa Ende Juni angedacht, dann soll es erste konkrete Beschlüsse geben.

Sendung: rbb24 Abendschau, 30.05.2023, 19:30 Uhr

7 Kommentare

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  1. 7.

    In der RBB-Abendschau letzte Woche, feierte man in Altglienicke die Fertigstellung von 120 neuen Wohnungen. Allerdings ausschließlich für 5+3 Jahre für Zuwanderer. Die Menschen die mit Ihren Steuergeldern diesen Bau und die staatlichen Unterstützungen dafür zahlen sind dann wieder hinten dran (das Projekt und Plan stammt noch aus RRG-Zeiten).

  2. 6.

    Ich würde es sinnvoll finden, wenn Berliner ihre Wohnung, sagen wir mal 4 Wochen,für geflüchtete zur Verfügung stellen, erstmal selbst in dieser Zeit in Tegel wohnen, wäre doch sehr förderlich für die Integration, und würde Vorurteile abbauen

  3. 5.

    Menschen die hier Leben und Arbeiten werden durch die Politik schon Jahre nicht mehr vertreten. Also bis ein Hotel gefunden ist, muss eben Tegel herhalten.
    Dass im Anschluss Integration ohnehin nicht stattfinden kann, auch von vielen Fremden nicht gewünscht ist, kommt dann als nächstes.

  4. 4.

    Menschen die hier Leben und Arbeiten werden durch die Politik schon Jahre nicht mehr vertreten. Also bis ein Hotel gefunden ist, muss eben Tegel herhalten.
    Dass im Anschluss Integration ohnehin nicht stattfinden kann, auch von vielen Fremden nicht gewünscht ist, kommt dann als nächstes.

  5. 3.

    Wann beginnt die Bebauung???

  6. 2.

    Das ist keine Frage von entweder/oder, „wir“ oder „die“. Da darf es keine Prioritäten geben und erst recht kein „wir zuerst“!

    Beide Themen sind anzugehen und alle Probleme müssen gemeistert werden. Die Menschen gegeneinander auszuspielen darf keine Taktik sein und sollte unterlassen werden - von allen: Politik, Medien und erst recht von den Menschen selbst!

  7. 1.

    Wenn es darum geht, immer noch mehr Flüchtlinge hier in der Stadt unterzubringen, ist man schnell dabei, neue Unterkünfte zu bauen.
    Leider ist offensichtlich niemand dafür zuständig, für Menschen die hier leben und arbeiten, bezahlbare Wohnungen zu bauen.
    Wie müssen sich Menschen fühlen, die tagsüber arbeiten und nachts unter der Brücke oder in der Obdachlosenunterkunft schlafen müssen?
    Für mehr Akzeptanz wäre es so wichtig, erstmal an die eigenen Bürger zu denken.
    So viele Armmutsbetroffene..

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