Der verurteilte Krankenpfleger am Tag des Urteils neben einem Polizisten (rechts)
Bildrechte: picture alliance/dpa | Lennart Preiss

Der verurteilte Krankenpfleger am Tag des Urteils neben einem Polizisten (rechts)

Per Mail sharen
Artikel mit Audio-InhaltenAudiobeitrag

Urteil: Münchner "Todespfleger" erhält lebenslange Haftstrafe

Im "Todespfleger-Prozess" ist der Angeklagte zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Die Richter am Münchner Landgericht sahen es als erwiesen an, dass er im Klinikum rechts der Isar zwei Patienten ermordet hat. Vermutlich hätte er weitergemacht.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Oberbayern am .

Im "Todespfleger-Prozess" ist das Urteil gefallen: Der angeklagte Krankenpfleger muss lebenslang ins Gefängnis. Der Mann hatte Patienten ungeeignete Medikamente verabreicht um sie ruhig zu stellen. Die Richter am Landgericht München I verhängten zudem ein lebenslanges Berufsverbot gegen ihn.

  • Zum Artikel: "Todespfleger" gesteht Morde und beschreibt Klinik-Versäumnisse

Besondere Schwere der Schuld und Berufsverbot

Mit dem Urteil folgten die Richter weitgehend dem Antrag der Staatsanwaltschaft, die eine lebenslange Freiheitstrafe, die Feststellung der besonderen Schwere der Schuld und Sicherungsverwahrung gefordert hatte. Nur dem Antrag auf Sicherungsverwahrung kamen die Richter nicht nach.

Wenn die besondere Schwere der Schuld festgestellt wird, schließt das von vornherein aus, dass nach 15-jähriger Haft die Reststrafe zur Bewährung ausgesetzt wird. Über das Maß der Reststrafe wird zu einem späteren Zeitpunkt entschieden.

Krankenpfleger laut Richter: "Ich hätte weitergemacht!“

Der Richter sagte, das klare Geständnis des Pflegers "lässt einen fast ein bisschen schaudern": Dem 27-Jährigen sei klar gewesen, dass die Medikamente zum Tod der Menschen führen können – das sei ihm aber egal gewesen. Der Mann habe eine narzisstische Persönlichkeitsstörung.

Was laut Richter "auch schaudern lässt": Bei der Verhaftung sei der Pfleger gefragt worden, wie es weitergegangen wäre, wenn er nicht verhaftet worden wäre. Seine Antwort laut Richter: "Ich hätte weitergemacht!"

Im Dienst meist betrunken

Der 27-Jährige hatte zwei 80 und 89 Jahre alten Patienten umgebracht. Außerdem hatte er versucht, drei weitere Patienten zu töten. Zu diesen gehörte auch der Schriftsteller Hans Magnus Enzensberger, der damals 90 Jahre alt war.

Der Angeklagte hatte gleich beim Prozessauftakt ein Geständnis abgelegt. Die Vorwürfe seien zutreffend, erklärte er damals. Er habe die Patienten aber nicht töten, sondern mit den verabreichten Medikamenten nur "ruhigstellen" wollen.

Im Dienst auf der Wachstation sei er meist betrunken gewesen. Er habe oft geschlafen oder mit dem Handy gespielt. Konsequenzen seien ihm aber durch Vorgesetzte nicht angedroht worden, sagte er auf Nachfrage des Richters. Ihm sei nur gesagt worden, dass er "nicht schon mit Fahne zum Dienst kommen soll".

Vier Monate auf Wachstation des Klinikums rechts der Isar

Die Taten hatten sich im Jahr 2020 in der Wachstation des Klinikums rechts der Isar ereignet. Dort werden Patienten überwacht, zum Beispiel nach einer Operation. Der Krankenpfleger war in einem der Räume für vier Patienten allein zuständig.

Der Medikamentenbestand sei nicht immer genau kontrolliert worden, sagte er. Nach seinen Angaben hat er auch Medikamente für sich selbst bestellt und mit nach Hause genommen.

Entgegen seinen Aufgaben habe er die Patienten nicht gewaschen oder mit ihnen gesprochen.

Gelernter Altenpfleger genoss seine Machtposition

Er habe aber nicht nur seine Ruhe gewollt, sondern es auch genossen, dass die Ärzte ratlos waren, wenn es den Patienten, von denen einige auf dem Weg der Besserung waren, plötzlich wieder so schlecht ging, heißt es in der Anklage. Diese "Machtposition" habe er genossen.

Eine Zeitarbeitsfirma aus Österreich hatte den Mann zuvor als Altenpfleger an das Krankenhaus vermittelt. In Österreich habe er damals nicht arbeiten dürfen, weil er dort wegen Diebstahls vorbestraft war.

Angeklagter: "Es tut mir sehr leid"

An 24 Tagen war vor Gericht über den aufsehenerregenden Fall verhandelt worden. Ärzte und Pfleger hatten am Landgericht München ebenso als Zeugen ausgesagt wie die Familie und Freunde, aber auch Angehörige.

In seinem letzten Wort vor einer Woche hatte sich der 27-Jährige dann noch einmal entschuldigt: "Es tut mir sehr leid."

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!