Baden-Württemberg Cannabis-Anbau im großen Stil: Unternehmer aus Pforzheim will Vorreiter sein
Mehrere Vereine für Cannabis unter einem Dach - das ist der Traum von Unternehmer Marcus Mürle aus Pforzheim. Doch der Weg zur Genehmigung ist lang. Und auch die Stadt möchte ein Wörtchen mitsprechen.
Noch steht die Halle im Industriegebiet von Pforzheim-Büchenbronn leer. Doch wenn es nach Marcus Mürle geht, blüht es hier bald. Geplant ist aber keine Blumenzucht, sondern der großflächige Anbau von Cannabis. In der Industriehalle möchte er mehrere sogenannte Social Clubs, also Vereine für Cannabisanbau, unterbringen. Zwei bis vier Vereine könnten in der Halle Platz finden.
Mit Trennwänden und Sicherheitstüren wären die Anbauflächen der Vereine voneinander getrennt, erzählt Mürle. Jedes Mitglied hätte dann nur Zugang zur Anbaufläche des eigenen Vereins. Rechtlich spreche nichts gegen sogenannte Grow-Hubs, also Anbauflächen mehrerer Vereine unter einem Dach, erklärt das Regierungspräsidium Freiburg auf Nachfrage des SWR. Grundsätzlich müsse aber jeder Antrag einzeln geprüft und genehmigt werden.
Noch steht die Lagerhalle in Pforzheim leer. Bald könnte hier Cannabis-Anbau im großen Stil stattfinden.
Vom Samen zur Abgabe von Cannabis: Alles digital überwacht
Für Marcus Mürle liegen die Vorteile der Grow-Hubs auf der Hand: Die Kontrollbehörden in Pforzheim müssten nur einen Ort überprüfen und nicht zu den in der Stadt verteilten Anbauflächen fahren. Durch eine Software könnten Behörden und Vereine genau verfolgen, was mit dem Hanfsamen passiert, wie viel Ertrag er bringt und wie viel Cannabis dann an welches Mitglied abgegeben werde.
Ich wäre gern Vorreiter, was den Anbau von Cannabis angeht. Marcus Mürle
Bevor er das alles umsetzen kann, braucht Marcus Mürle eine Anbaulizenz. Die erteilt in Baden-Württemberg das Regierungspräsidium Freiburg - und das kann dauern. Nach mehreren Monaten Bearbeitungszeit wurden im November die ersten Anbauflächen in Baden-Württemberg genehmigt.
Herausforderung für Vereine: Anforderungen für den Cannabis-Anbau sind hoch
Die Sicherheitsanforderungen an Anbauflächen von Cannabis sind hoch und je nach Bundesland unterschiedlich. Marcus Mürle rechnet damit, dass er Sicherheitsfenster und -türen in Gebäude einbauen muss. Außerdem sollen Zugangschips verhindern, dass unbefugte Personen zu den Pflanzen gelangen können. Alle seine Pläne fasst er aktuell in einem Antrag an das Regierungspräsidium Freiburg zusammen. Von dort erwartet er eine Entscheidung in drei bis sechs Monaten.
Auch die Stadt muss dem Cannabisanbau zustimmen. "Die baurechtliche Nutzungsänderung des Gebäudes muss genehmigt werden", erklärt Mürle. Aktuell ist unklar, ob er die Industriehalle in Pforzheim wirklich nutzen darf. Nach seiner Ankündigung beschloss der Ortschaftsrat, dass Gartenbau in diesem Industriegebiet verboten ist. Ob diese Entscheidung mit Mürles Plänen zusammenhängen, ist unklar. Eine Antwort der Stadt steht noch aus.
Marcus Mürle aus Pforzheim träumt vom Cannabis-Anbau im großen Stil
"Es wird noch Jahre dauern, bis Cannabis gesellschaftlich akzeptiert ist"
Die Umsetzung des Cannabis-Gesetzes sei aktuell noch in der Findungsphase, findet Mürle. Wenn die ersten Anbauflächen und Grow-Hubs genehmigt sind, hofft er, dass es für die anderen schneller geht. Sobald er die Genehmigung hat, will er weitere Hallen zur Verfügung stellen und andere Social-Clubs beraten.