Ein Rettungswagen des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) ist unterwegs in eine Klinik. (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa | Boris Roessler)

Betonplatte weggebrochen

Balkon in Sankt Georgen abgebrochen: Frau stürzt metertief

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Anita Westrup
Anita Westrup (Foto: SWR)

In Sankt Georgen ist am Pfingstwochenende ein Balkon von einem Haus abgebrochen. Eine 43-jährige Frau wurde in die Tiefe gerissen und verletzt. Wie konnte das passieren?

Eine 43-jährige Frau saß am Sonntagmorgen in Sankt Georgen (Schwarzwald-Baar-Kreis) auf dem Balkon ihrer Wohnung im ersten Obergeschoss, als plötzlich die steinerne Bodenplatte brach. Der Balkon krachte auf einen darunter liegenden Balkon, die Frau stürzte rund zwei Meter in die Tiefe. Mit einem Rettungswagen wurde die 43-Jährige in eine Klinik gebracht. Mittlerweile ist sie wieder zu Hause, wie Jörg-Dieter Kluge vom Polizeipräsidium Konstanz sagte. Sie habe Glück im Unglück gehabt.

Polizeisprecher: Balkonabstürze sehr selten

Wieso der steinerne Balkonboden brach, soll nun ein Sachverständiger klären. Möglicherweise sei Wasser in die Betonplatte eingedrungen und Rost entstanden, vermutete Polizeisprecher Kluge.

Balkonabstürze wie in Sankt Georgen sind dem Sprecher zufolge sehr selten. "In 40 Dienstjahren habe ich so etwas noch nicht erlebt." Statistiken über Balkonabstürze führt das Polizeipräsidium Konstanz nicht. Denn solche Unfälle fallen in die Rubrik der bautechnischen Schäden. Sollte jedoch ein Mensch aufgrund eines Baumangels verletzt werden, nimmt die Polizei beziehungsweise die jeweilige Staatsanwaltschaft die Ermittlungen wegen fahrlässiger Körperverletzung auf. Ob die Behörden im aktuellen Fall ermitteln werden, ist noch unklar.

2019: In Stuttgart bricht Balkon wegen Pool ein

In Baden-Württemberg hatte zuletzt ein Balkonabsturz in Stuttgart-West für Schlagzeilen gesorgt: 2019 krachte dort ein Balkon im ersten Obergeschoss eines Wohn- und Geschäftshauses unter der Last eines vollen Aufstell-Pools zusammen. Sechs Menschen wurden dabei leicht verletzt. Es entstand ein Schaden von 100.000 Euro.

2019 ist in Stuttgart ein Balkon unter der Last eines Planschbeckens zusammengebrochen.  (Foto: picture-alliance / Reportdienste, Marijan Murat)
2019 ist in Stuttgart ein Balkon unter der Last eines Planschbeckens zusammengebrochen.

2017: Vater und Sohn bei Balkonabsturz verletzt

In Nußloch (Rhein-Neckar-Kreis) war 2017 ein Balkon im zweiten Stock eines Mehrfamilienhauses abgerissen. Ein 33-jähriger Mann und sein zwei Jahre alter Sohn wurden verletzt. Sie stürzten sechs Meter in die Tiefe. Nach Einschätzung eines Sachverständigen ging der Balkonabsturz wohl auf rostige Stahlarmierungen zurück, die im Balkonboden eingebaut werden, um diesen stabiler zu machen.

Ein abgerissener Balkon eines Mehrfamilienhauses hat einen 33-jährigen Mann und seinen Sohn in Nußloch 2017 in die Tiefe gerissen.  (Foto: picture-alliance / Reportdienste, Rene Priebe)
Ein abgerissener Balkon eines Mehrfamilienhauses hat einen 33-jährigen Mann und seinen Sohn in Nußloch 2017 in die Tiefe gerissen.

Traglasten auf Balkonen sind genormt

Wie viel Belastung muss ein Balkon aushalten können? Dafür gibt es ganz bestimmte Vorschriften. Seit 2010 gelten die sogenannten Eurocodes. Das sind europaweite Normen, die jedoch je nach Land unterschiedlich ausgelegt werden. In Deutschland gilt: Balkonkonstruktionen aus Stahlbeton müssen 400 Kilogramm pro Quadratmeter tragen können. Zum Vergleich: Bei Wohnraumdecken sind es 150 Kilogramm pro Quadratmeter.

400 Kilogramm pro Quadratmeter, also etwa fünf Menschen, die jeweils 80 Kilogramm wiegen: So viel sollte ein Balkon aushalten können. Das klingt zunächst nach viel. Doch vor allem bei älteren Gebäuden kann es immer wieder Balkonschäden geben, wie Ingenieur Gerhard Rösch aus Villingen-Schwenningen erklärte. Je nach Bauweise seien die Betondecken zu dünn, Wasser könne eintreten und zu Rost führen. Wer Roststellen auf seinem Balkon entdeckt, sollte auf jeden Fall eine Statikerin oder einen Statiker hinzuziehen.