Ein Junge sitzt vor einem zerstörten Gebäude im Gazastreifen

UNICEF-Bilanz Ein katastrophales Jahr für Kinder weltweit

Stand: 28.12.2024 11:05 Uhr

Das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen hat eine traurige Jahresbilanz gezogen. 473 Millionen Kinder leiden laut UNICEF unter Kriegen und Konflikten - so viele wie niemals zuvor seit Ende des Zweiten Weltkriegs.

Mehr Kinder als jemals zuvor leben laut dem UN-Kinderhilfswerk UNICEF in Konfliktgebieten oder sind gewaltsam aus ihrer Heimat vertrieben worden. Das berichtet die Organisation unter Berufung auf neueste verfügbare Daten. Demnach leben gut 473 Millionen Kinder in Konfliktgebieten - also mehr als jedes sechste Kind weltweit.

Die Zahl der Konflikte ist demnach die höchste seit dem Zweiten Weltkrieg. Der Anteil der Kinder weltweit, die in Konfliktgebieten leben, habe sich verdoppelt - von etwa zehn Prozent in den 1990er-Jahren auf heute fast 19 Prozent, wie UNICEF weiter berichtet. Kinder würden getötet und verletzt, müssten die Schule abbrechen, ihnen fehlten lebenswichtige Impfungen oder sie litten an schwerer Mangelernährung. Und die Tendenz sei besorgniserregend: Die Zahl der von Konflikten betroffenen Kinder werde voraussichtlich noch weiter steigen, hieß es.

Kinder als "Kollateralschäden" der Kriege dieser Welt

"In fast jeder Hinsicht war 2024 eines der schlimmsten Jahre für Kinder in Konfliktsituationen in der 78-jährigen Geschichte von UNICEF - sowohl was die Zahl der betroffenen Kinder als auch die Auswirkungen auf ihr Leben betrifft", sagte UNICEF-Exekutivdirektorin Catherine Russell.

Wir dürfen nicht zulassen, dass eine Generation von Kindern zum Kollateralschaden der ungebremsten Kriege in der Welt wird", forderte sie.

Keine Schule, Hunger, Flucht

Die Wahrscheinlichkeit dafür, nicht zur Schule gehen zu können, unter Mangelernährung zu leiden und aus dem eigenen Zuhause vertrieben zu werden, sei für Kinder in Konfliktgebieten wesentlich höher als für jene, die an einem friedlichen Ort aufwachsen. "Das darf nicht zur neuen Normalität werden."

In der jahresübergreifenden Gesamtzählung bis Ende 2023 waren laut UNICEF 47,2 Millionen Kinder aufgrund von Konflikten und Gewalt vertrieben. Die Trends für 2024 weisen demnach auf einen weiteren Anstieg von Vertreibungen hin, weil sich verschiedene Konflikte weiter zuspitzten, unter anderem in Haiti, im Libanon, in Myanmar, in Palästina und im Sudan.

Auch wenn für 2024 noch nicht alle Zahlen vorliegen, rechnet UNICEF angesichts der aktuellen Entwicklungen mit einer düsteren Bilanz. So seien allein im Gazastreifen Tausende Kinder getötet und verletzt worden, und die UN hätten in der Ukraine in den ersten neun Monaten des Jahres 2024 mehr bestätigte Opfer unter Kindern gezählt als im gesamten Jahr 2023.

Caren Busche, NDR, tagesschau, 28.12.2024 00:22 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 28. Dezember 2024 um 09:00 Uhr.